Die Boston Celtics haben am vergangenen Sonntag, dem 11. Februar 2018, die Trikotnummer 34 von Paul Pierce verewigt. Pierce wurde 1998 von den Grünen gedraftet und trug bis zum Ende der NBA-Saison 2012/13 die Celtics-Farben. 2008 gewann er mit Boston als Finals MVP gegen die Los Angeles Lakers die Meisterschaft. Es war die erste Championship für die Celtics seit 1986. 2010 folgte das Re-Match in den NBA Finals gegen L.A., jedoch gewannen dieses Mal die Lakers nach 7 spannenden Spielen. In 15 Jahren und 1102 Partien für den Traditionsverein erzielte Pierce im Schnitt 21,6 Punkte, 6,0 Rebounds und 3,9 Assists.
Sind dies nicht die Errungenschaften einer wahren Basketball-Legende? Merkwürdigerweise wurde in den letzten Wochen und Monaten des öfteren die sportliche Klasse von Paul Pierce diskutiert. Auslöser war unter anderem ein Video-Tribut für Isaiah Thomas, welcher am gleichen Tag wie die Retirement Ceremony stattfinden sollte. Während die meisten Fans und Beobachter sich einig sind, dass das Jersey Retirement des vielseitigen Small Forwards gerechtfertigt sei, gab und gibt es stets Stimmen, welche seinen Status als überschätzt ansehen. Sinnbildlich waren hier die spöttischen Worte von Golden States Draymond Green: „You ain’t Kobe!“
Diesen kritischen Worten muss an dieser Stelle vehement widersprochen werden!
Die Diskussionen um Pierce sind ein interessantes Spiegelbild für die Entwicklungen im (amerikanischen) Basketball. Heutzutage werden Statistiken – vor allem die sogenannten „Advanced Stats“ – als einziger Maßstab für die Klasse eines Spielers genommen. Zahlen waren immer wichtig in der NBA. Mittlerweile hat dieser Kult jedoch fragwürdige Ausmaße genommen. Die Qualitäten eines Paul Pierce lassen sich nämlich nur bedingt mit diesen Normen bemessen.
Eine Eigenschaft, welche besonders stark leidet unter dem Statistik-Wahn, ist die Selbstlosigkeit. Bevor Kevin Garnett und Ray Allen sich den Celtics anschlossen im Sommer 2007, erzielte Pierce in 652 Spielen durchschnittlich 23,6 Punkte, 6,5 Rebounds und 3,9 Assists. 2002 führte er ein maximal durchschnittlich talentiertes Boston-Team in die Conference Finals, wo man den New Jersey Nets 4:2 unterlag. Nach der Zusammenkunft der Big 3 erzielte Pierce (ebenso wie Ray Allen und Kevin Garnett) stets weniger als 20 Punkte pro Partie. Dass sinkende individuelle Werte zu Gunsten des Teamerfolgs dem persönlichen Image in der NBA gehörig schaden, konnte zuletzt auch hervorragend an den Beispielen Chris Bosh und Kevin Love beobachtet werden.
Vor allem die 9 Jahre (!) vor den Big 3, in denen „The Truth“ mit geringen Mitteln maximalen (Team-)Erfolg hatte mit den Boston Celtics, werden in den hiesigen Diskussionen völlig ignoriert! Dass an der Seite von zwei weiteren All-Stars die Statistiken sinken würden, war nur die logische Konsequenz des drastisch gestiegenen Talent-Levels innerhalb des Teams.
Übrigens: Kevin Durant hatte zum Beispiel nach 9 Jahren bei den Oklahoma City Thunder (formerly known as Seattle Sonics) die Schnauze voll von den vermeintlich geringen Championship-Chancen und wechselte zu den Golden State Warriors. LeBron James warf nach 7 Jahren bei den Cleveland Cavaliers das Handtuch und brachte sein Talent nach Florida zu den Miami Heat. Paul Pierce musste jedoch nicht den Club wechseln, Allen und Garnett kamen nach Massachusetts.
Pierce hatte zwar nie ganz das spielerische und vor allem athletische Niveau eines Durant oder James, trozdem blieb er in Boston der Mann für die großen Momente. Im entscheidenden Spiel 7 der Eastern Conference Semi-Finals 2008 duellierte er sich mit LeBron James und konterte dessen 45 Punkte mit beeindruckenden 41 Zählern und führte seine Mannschaft zu Sieg.
Nach einem 4:2 gegen die knallharten Detroit Pistons um Chauncey Billups, Richard Hamilton und Rasheed Wallace feierte er mit Boston erstmalig den Finaleinzug. In Spiel 6 war Pierce mit 27 Punkten und 8 Rebounds der herausragende Akteur auf dem Parkett.
In den NBA Finals bekam es „Die Wahrheit“ mit Kobe Bryant zu tun. Die „Black Mamba“ hatte mit 25,7 Punkten, 5,0 Assists und 4,7 Rebounds die etwas bessere persönliche Statistik, doch Pierce hielt mit 21,8 Punkten, 6,3 Assists und 4,7 Rebounds dagegen. Die Celtics gewannen die Serie mit 4:2 und Pierce wurde verdient zum Finals MVP gewählt.
Dieser Play-Off-Run – inklusive den spektakulären Duellen mit James und Bryant – alleine reicht, um Paul Pierce zu den ganz Großen seiner Generation zu zählen. Dass er aber auch in den „anderen“ 14 Jahren in Boston für zahlreiche Play-Off-Teilnahmen und noch zahlreichere Clutch Plays sorgte, sollte seinen Status als absolute NBA-Legende nur noch weiter festigen. Die fragwürdigen Diskussionen um seine sportliche Klasse müssen jedenfalls bald der Vergangenheit angehören….
In den Videos siehst Du die 5 wichtigsten Karriere-Momente des Paul Pierce im Trikot der Boston Celtics sowie seine Top 34 Highlights.
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